Archiv für den Monat: November 2014

Sonntag, 9.November 2014

+++ “Vom Himmel in die Hölle und zurück” +++

“Vom Himmel in die Hölle und zurück”, so lautete einer der unzähligen Kommentare von Teilnehmern zur Transalp 2014 – Der Berg ruft. Abschließend gesehen lässt sich das Geschehene auf dieser kräfteraubenden, schweren und so vom Wetter beeinflussten Tour 2014 in diesem einfachen Satz reflektieren.

Der Reihe nach:

Vorbereitung

Nach fast 9 Monaten Vorbereitungszeit, mit unzähligen Indoor Einheiten (sowohl Kraft als auch Ausdauer) plus vielen vielen Trainingskilometern im Freien war es für die 28 Teilnehmer am 10.8 schliesslich soweit: die Tour 2014 begann

Etappe 1

Um 4.15 Uhr traf sich fast die gesamte Gruppe am Volksfestplatz Eichstätt um zum Abenteuer “Transalp 2014″ aufzubrechen. Ein Teilnehmer war bereits seit dem Vortag mit dem Rad nach Mittenwald unterwegs, zwei Teilnehmer und der Servicemann fuhren das Begleitfahrzeug zum Treffpunkt: Parkplatz Bahnhof Mittenwald. Angekommen am Startpunkt beherrschte Nervosität und Anspannung ob der bevorstehenden Aufgaben die Szenerie. Mal mußte die Kamera eingestellt werden, das Fahrrad überprüft werden, der Rucksack gecheckt, die Toilette besucht, oder nur ein “Startpilot” getrunken werden.

Schließlich, um kurz nach 8 Uhr morgens begann sie: die Transalp 2014- der Berg ruft. Am Radweg aus Mittenwald raus, vorbei an einer Militärkaserne sofort in den ersten Anstieg hoch zur Vereiner Alm. Bei Bestem Wetter und tollen Temperaturen verzeichnete man den ersten kleinen “Absteiger” vom Rad und es dauerte nur ein paar Minuten bis die Gruppe in kleinere Grüppchen bis zum Einzelfahrer zerfiel. Am folgenden Treffpunkt, der Vereiner Alm vereinte sich die Gruppe sozusagen wieder. Anzumerken sei hierbei, dass auf ca.1400m ü. NN super Wetter war und alle 27(!) Teilnehmer guter Dinge waren und konditionell auf top Niveau waren. Weiter ging es dann in kurzer Abfahrt bis zu einer Flußbettquerung, die es in sich hatte: Balance, Geschick und kalte Füße waren hierbei massgebend. Weiter und weiter durch Vorderriß ins Engtal durch den Ahornboden wurde gefahren. Der Franz wurde da schon von einigen sehnlichst herbeigesehnt, es war bereits mittag und man merkte den Teilnehmern die Anstrengungen sichtlich an.

Nach kurzer Pause und Stärkung ging es dann bei über 30°C hoch zum Plumsjoch, um Richtung Achensee und schliesslich ins Zillertal zu gelangen. Auf ca. 1600m ü NN wurde die Gruppe mit tollen Temperaturen und einer tollen Aussicht ins Karwendelgebirge verwöhnt. Es wurde gegessen getrunken und geko……, na ja wie es sich eben für eine vernünftige Tour gehört.

Echt super Abfahrt runter zum Achensee, vorbei daran und ab ins Zillertal, so hieß die Devise für den nachmittag.

Nach nochmal zähen 40 Kilometern durchs Zillertal sammelte sich die Gruppe zum letzten Mal an diesem Tag, um sich zum letzten Anstieg hoch zur Unterkunft “Breitlahner” vorzubereiten.

Also nun nur noch 26 Teilnehmer(Knie, Horrorkrämpfe), stellten sich der finalen Herausforderung am Tag 1: die letzten 600hm mussten überwunden werden.

Die Gruppe zerfiel wie zu erwarten wieder in ihre Einzelteile und um kurz nach 22.00 Uhr bei totaler Dunkelheit fanden die letzten Teilnehmer ins Ziel.

120 km und über 2300hm am ersten Tagesabschnitt waren schon eine Ansage!!

Nachdem der Guide die Wirtschaft um halb 2 nachts zugesperrt hat, war also der erste Tag geschafft.

Keiner ahnte zu diesem Zeitpunkt was noch alles bevorstand………

Etappe 2:

Um 7 Uhr morgens wurde der zweite Tagesabschnitt der Tournee 2014 eingeläutet.

Vor Start wurde unser Teilnehmer Peter noch gebührend gefeiert und zu seinem Geburtstag beglückwünscht.  Zudem wurde klar, dass wir einen Tourteilnehmer verloren haben, jedoch einen wichtigen weiteren Servicemann neben unserem Franz dazugewannen(Das Knie machte es einfach unmöglich weiterzufahren).

Nun also los ab Breitlahner bei sehr durchwachsenem Wetter zuerst zum Schlegeisspeicher und dann weiter zum Pfitscherjoch. Am Schlegeisspeicher gab es nochmal kurzes Sammeln, jedoch machten die Temperaturen ein längeres Verweilen am Stausee unmöglich. Der nächste Stopp wurde dann am Pfitscherjochhaus  gemacht. Es herrschten nicht gute Bedingungen(Nebel, Regen, 8° C..), so dass eine längere Rast gemacht werden musste. Nachdem sich die meisten Teilnehmer komplett umgezogen hatten, und warme Sachen angelegt hatten, begab sich die 27- köpfige Gruppe in die Abfahrt hinab nach Kematen zum nächsten Sammelpunkt: Überraschung und Geburtstagstorte für Peter, sowie Einstimmung zum Dach der Tour: Pfundererjoch.

Noch war das Wetter akzeptabel. 13° C am Ausgangspunkt und einigermaßen trocken.

Im Anstieg wurde schnell klar, dass dieser Teilabschnitt mit der härteste, anspruchsvollste und mental der schwierigste werden würde, was die Gruppe so in diversen Trainings oder vergangenen Touren je erlebt hatte.

Die Steigung war extrem, das Wetter wurde immer schlechter und am Übergang selber auf 2700m ü NN herrschten widrigste Verhältnisse: 3° C Regen vermischt mit Schnee, Sturmböen  und tiefhängende Wolken, die das ganze noch unangenehmer erscheinen ließen. An Abfahrt war nicht zu denken, es kam immer mehr Wasser vom Himmel und aus dem Berg, sodass sich der Weg in ausgewaschene Rinnsäle und teilweise Bäche verwandelte. Nur noch abwärts und so schnell wie möglich runter zur nächsten Schutzhütte hieß die Devise. Selbst hartgesottene und leistungsstarke Teilnehmer erreichten ihre persönlichen Grenzen. Die Kälte, der Wind, das viele Wasser, die bis dahin absolvierten Kilometer und Höhenmeter taten ihr übriges dazu.  Schließlich wurde in einzelnen Grüppchen die Weitenbergalm erreicht. Das Wort Schutzhütte haben die Betreiber dieser hochalpinen Einrichtung nicht verdient. In der finalen Abfahrt, die sonst ein Genuss für jeden MTB -Fahrer ist, wurde der Regen so heftig, dass man teilweise nicht mehr genau wusste, ob man sich in den Bergen oder in einer Welle am Meer befand.

Schließlich erreichten die letzten Teilnehmer gegen halb neun abends völlig durchnässt und verfroren den Zielort Vintl zum Lodenwirt.

Mit einem Wort: „Unbeschreiblich“ lassen sich die folgenden wenigen Stunden beim Abendessen und danach beschreiben: Jeder war glücklich, stolz, zufrieden, mit einem Lächeln im Gesicht und einfach nur happy. Es wurde weiter gefeiert, dem Peter ein Ständchen gesungen und nachdem zum zweiten Mal die Carabinieri den Partybus besucht haben endete eine Etappe, die für alle Teilnehmer noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird….

Kleine Randbemerkung, die an diesem Abend so wirklich niemanden mehr interessierte: 65km, Fahrleistung, 2400 hm bei 2 bezwungenen 2000ern an einem Tag!

Etappe 3:

Eigentlich als Übergangsetappe geplant, einfach, ohne technisch schwierige Passagen und von der Kilometerleistung, sowie vom Höhenprofil her eher anspruchslos, entpuppte sich auch dieser Abschnitt als schwierig, einfach weil die Bedingungen wieder schlecht waren und bereits ab Start Starkregen einsetzte!!!!Egal, es half nix, die Gruppe war in sich so gefestigt und stark, sodass auch Tag 3 in Angriff genommen wurde.

Los ab Vintl am Radweg in kleinere Anstiege, Abfahrten und teils eben Richtung Maria Saalen, wieder rauf und runter bis sich die Gruppe dann in Richtung Alta Badia begab.

Auch hierbei bekam die Gruppe immer wieder mehr oder weniger starke Regenschauer bei sehr kühlen Temperaturen ab. Schließlich wurde in Pikolein eine kurze Rast gemacht. Selten freute man sich wohl über einen warmen Leberkäse einer unseren Sponsoren wie an diesem Mittag. Die Wärme wurde so sehr gesucht, dass einer unserer Teilnehmer seine Socken in den eigens für die Tour mitgenommenen und in Betrieb gebrachten Backofen zum wärmen legte, so dass diese sogar verbrannten….

Naja,… weiter im Tale Richtung Ziel des Tages nach Colfosco. Nach reiflicher Überlegung des Guides und unserem Navigator Gaggi entschloss man sich die Passage oberhalb der Straße nicht zu fahren und die sicherere Variante an der Hauptstraße zu wählen. Zu sehr stand die Gruppe noch unter den Eindrücken des vergangenen Tages und man wollte das Risiko krank zu werden so gering wie möglijh halten. Nach über 65 km und auch heute wieder absolvierten 1500 hm kam die Gruppe in Colfosco an. Halbzeit sozusagen. Entlohnt wurde jeder Einzelne durch sehr schöne Unterkünfte(die Gruppe war auf 3 Häuser aufgeteilt) und leckeres Abendessen. Fazit bis dato: wahnsinnig  gute Stimmung innerhalb der Gruppe, bei wahrlich miesen Bedingungen. Vielleicht ist auch das ein Schlüssel für diese Einheit!

Etappe 4:

Klassiker! Grödner Joch und Seiser Alm, Bozen und Kaltern!

So herrlich diese Orte klingen mögen, so hart wurde es wieder einmal auf dieser Tour der Leiden:

Der Reihe nach:

Nachdem sich die Gruppe in der früh am Parkplatz einer Unterkunft getroffen hat, fiel der Startschuss hinauf aufs Grödner Joch. Eine Genussauffahrt für jeden. Wenigstens war es trocken, aber wie immer kühl. Oben angekommen genoss die Gruppe die sich bietende Aussicht auf die Dolomiten. In einer tollen Abfahrt hinab nach Wolkenstein und schließlich bis nach St. Kristina wurde das Wetter doch ein wenig besser. Also entschloss man sich den ganzen Weg zu gehen und hoch zur Seiser Alm zu fahren. Fast ein Fehler wie sich später herausstellte, denn im Anstieg wurde es wieder nass und stürmisch. Von mauen Temperaturen ganz zu schweigen. Oben angekommen, begab man sich sofort in ein Restaurant zum Aufwärmen. Es wurde immer schlechter, teils stark stürmisch und ergiebige Regenfälle. Man überlegte sogar eine Rettungsaktion mit Begleitfahrzeug, einfach um so schnell wie möglich ins Tal zu kommen.

Gut, dass einige äußerste Ruhe bewahrten, noch ein, zwei Weizen bestellten und die Situation erst mal so hinnahmen wie sie sich im Moment darstellte. So kam es dann, dass sich eine kurze Wetterbesserung einstellte.  

Aussitzen nennt man sowas wohl.

So schnell wie möglich runter vom Berg! Die Sturmböen waren teilweise so stark, dass Teilnehmer extreme Schwierigkeiten hatten auf dem Rad zu bleiben, geschweige denn die richtige Fahrspur zu halten. Nach einer tollen Abfahrt, diversen Streitereien mit intoleranten und fahruntüchtigen italienischen Autofahrern wurde im Eisacktal nochmal Rast gemacht. Man genoss die wärmenden Sonnenstrahlen so sehr, dass die Ladies der Tour sichtlich übermütig wurden und diverse Schnäpschen vertilgten, ohne am Etappenende zu sein. Muss auch sein!

Weiter durch Bozen, am Radweg Richtung  Kaltern.  Abends angekommen war wieder alles gut, die Gruppe war wieder einmal toll aufgelegt, bester Stimmung und es ging schließlich soweit, dass im Begleitfahrzeug, das mittlerweile eher einer rollenden Disco glich, des nächtens getanzt wurde…  

70 km 1500hm, gefühlt 1000mal mehr….

Etappe 5:

Mendelpass, Madonna di Campiglio, Storo, eigentlich auch einfach, aber….

Bei Start ab Kaltern zeigte sich das Wetter mal von seiner schöneren Seite, die Gruppe hoffte auf ein versöhnliches Ende am nächsten Tag und wurde wieder vor individuelle und persönliche Prüfungen gestellt. Am Aufstieg zum Passo Mendola begann es wieder leicht zu regnen und die Temperaturen sanken merklich ab. Oben angekommen war eine längere Pause wiederum nicht möglich. Die Etappen zuvor und die kräfteraubende Kälte und Nässe forderte bereits erste „Opfer“. Das Begleitfahrzeug  hatte eher den Namen Reisebus verdient. Immer wieder nutzten Teilnehmer den Service um Kräfte zu sparen oder sich nur etwas aufzuwärmen und genossen einige Kilometer im warmen Führerhaus beim Franz oder im  schwankenden Laderaum unseres Tourfahrzeugs.

Nachdem also die Abfahrt vom Mendelpass gemeistert war fuhr man durch Fondo, Castelfondo, eben durch typisch norditalienische Regionen. Es wurde etwas wärmer und als die Gruppe Cles erreichte stiegen die Temperaturen dann doch auf über 20°C. Es sollte nur nicht allzu lange andauern mit dem Sonnenschein…

Am Rastplatz kurz vor Dimaro zum Aufstieg nach Madonna di Campiglio zog ein Unwetter auf und wieder hieß die Devise: Warten und Ausharren. Klar war zu diesem Zeitpunkt, dass es auch am Tag 5 ein Geduldsspiel werden würde. Es wurde gegrillt, der Wetterradar ständig beobachtet und einfach nur gewartet, dass etwas Besserung eintritt. Dem war dann auch nach ca. 1,5 Stündiger Pause so und der ca. 20 köpfig verbliebene Rest der Gruppe nahm doch dann die Strapazen auf sich und wagte den Anstieg hoch auf über 1600m ü. NN. Oben angekommen das altbekannte Bild: Kälte, Regen, Wind, Dämmerung. Die Abfahrt nach Storo wurde für viele zum Leidensweg. Lob und Respekt an unsere Mädels!

Die Geschichte vom Abend Tag 5 ist schnell erzählt:

Wieder einmal abends alles vergessen, beste Stimmung und der Franz schloss die rollende Disco gegen halb zwei.

Irre 135 km bei über 3000hm und das bei den Bedingungen. Gut, dass wir so einen tollen Begleitservice mit dem Franz und unserem 2. Steward Thomas B. hatten.

Etappe 6:

Schlusstag über den Tremalzo hinab über Vesio nach Limone. Denkste!!! Es sollte mal wieder anders kommen. Als ob alles nicht schon genug war, vermeldete der Wetterdienst ausnahmsweise mal schwere Unwetter im Gebirge, am Gardasee und am Tremalzo. Blitz, Starkregen und Sturm, es sollte einfach nicht abreißen. Was blieb also als in der früh kurz vor Abfahrt die Entscheidung zu treffen als wiederum zu warten und auch schlussendlich die Entscheidung zu treffen den Tremalzo als Schlussgipfel bleiben zu lassen und den sichereren weg über den Passo Ampola, Ledrosee, Riva und die Tunnels nach Limone zu wählen. Auch hier wieder den größten Respekt an die Gruppe: Wahnsinnsgeduld, tolle Moral und Super Unterstützung für diejenigen, die etwas mentale Probleme mit der Situation hatten.

Ausharren und das Beste draus machen hieß die Devise, da machte sich ausnahmsweise unser Wetternavigator Gaggi mal ne Frühschoppenhalbe auf. Was nützte es denn.

Gestartet wurde dann auch noch: Gegen elf kam die Gruppe bei nur noch normalem Regen weg und die Temperaturen waren auch wieder sehr niedrig. Oben am Ledrosee wurde dann der obligatorische interne Abschluss organisiert, gute Miene zum bösen Wetter gemacht und immer noch tolle Stimmung verbreitet. Unser Neuburger Teilnehmer Peter kannte schließlich noch einen sehr schönen Trail hinab nach Riva und als ob der Himmel endlich ein Einsehen mit der schwer geprüften Gruppe hatte,  kam die Sonne zum Vorschein und mit ihr stieg die Temperatur merklich an. Also doch Genuss  pur auf den letzten Kilometern hinab nach Riva und zum finalen Ritt nach Limone. Man merkte jedem Einzelnen die Last und die Strapazen der vergangenen Tage an und man spürte auch, wie sich das alles mehr und mehr löste, je näher der Limonestrand rückte.

Was dann folgte war Feiern pur und hoch emotionale Momente einer Teilnehmerin aus Neuburg.

Man fühlte sich als sei man im Himmel angekommen.

„Vom Himmel in die Hölle und zurück“ so ging also die Transalp 2014 zu Ende.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass man sehr viel mit Wille und Zusammengehörigkeit erreichen kann. Sicher war diese Tournee prägend für den Einzelnen und auch in gewisser Weise für den Guide: so viele Entscheidungen zu treffen, die passende Organisation und das Gespür für den Moment zu haben, forderte viel Energie und auch danach Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten, auch vor dem Hintergrund,  alle gesund ans Ziel zu bringen und das Positive aus den 6 Tagesetappen zu ziehen.

Gesamt: über 550km bei über 11000 überwundenen Höhenmetern, 4mal auf über 2000 und Bedingungen, die eigentlich zum Aufgeben waren. Respekt und Dank an alle